Dass Rauchen nicht gesund ist, setzen wir als Binsenweisheit voraus – das weiß ja tatsächlich jedes Kind (und auch jeder erwachsene Raucher). Neuere Studien belegen allerdings obendrein, dass Rauchen auch in enger Verbindung mit MS steht – und dabei sind unter MS-Patienten mehr Raucher zu finden als in der restlichen Bevölkerung.1 Ein blöder Zufall? Eher nicht.

In der Nurses Health Langzeitstudie  wurde nicht nur festgestellt, dass sowohl für Raucher als auch für ehemalige Raucher das Risiko erhöht ist, an MS zu erkranken, sondern dass auch die Dauer des Rauchens in Beziehung zur MS steht. Probanden, die zur Zeit der Erhebung Raucher waren, hatten ein 1,6 Mal so hohes Risiko an MS zu erkranken, ehemalige Raucher ein immerhin 1,2 Mal so hohes Risiko. Das höchste MS-Risiko hatten indes diejenigen, die bereits seit über 25 Jahren rauchen. Eine norwegische Studie2 kam zu ähnlichen Ergebnissen: hier hatten Raucher ein 1,8 Mal so hohes MS-Risiko wie Nichtraucher, obendrein belegt die Studie den Zusammenhang zwischen Rauchen und rascherer Progression der MS.

Eine Studie der Harvard School of Public Health3 belegt ergänzend, dass Raucher und Ex-Raucher drei bis viermal häufiger an sekundär progressiver MS erkranken als diejenigen, die nie geraucht haben. Eine schwedische Studie4 von 2008 kam zu ähnlichen Ergebnissen: Unter 122 Menschen, die durchschnittlich seit sechs Jahren erkrankt waren, kam es unter den Rauchern signifikant häufiger zu progredient fortschreitender MS – und rascher und Verschlechterungen des Verlaufs.

Bei Rauchern, die nach einem ersten Schub die Verdachtsdiagnose MS hatten, ist die Folge einer tatsächlichen MS-Diagnose zweimal so häufig wie für Nicht-Raucher und tritt auch noch früher auf.5 Auch diejenigen, die bereits vor ihrem 17. Lebensjahr angefangen haben zu rauchen, tragen ein eindeutig höheres Erkrankungsrisiko6.

Und wer sich nun sagt „mir doch egal!“, dem hilft vielleicht der abschließende Hinweis auf eine französische Studie7 aus dem Jahr 2007: Auch Kinder von Rauchern haben ein erhöhtes Risiko, an MS zu erkranken. Je stärker die Eltern geraucht haben, desto höher ist auch das Erkrankungsrisiko der Kinder. Sogar Passivrauchen kann folglich zu MS führen.
Brauchen Sie nun noch weitere Gründe, um mit dem Rauchen aufzuhören?

© JB 05/15


Literatur:

1) Nortvedt MW, Riise T, Maeland JG. Multiple sclerosis and lifestyle factors: the Hordaland Health Study. Neurol Sci 2005; 26:334-339 (Link:
2) Riise T, Nortvedt MW, Ascherio A. Smoking is a risk factor for multiple sclerosis. Neurology 2003; 61:1122-1124 (Link: http://www.direct-ms.org/pdf/CausalSpecific/SmokingMS.pdf)

3) Hernan MA, Jick SS, Logroscino G, et al. Cigarette smoking and the progression of multiple sclerosis. Brain 2005 (Link:
4) Sundstrom P, Nystrom L. Smoking worsens the prognosis in multiple sclerosis. Mult Scler 2008 (Link: http://msj.sagepub.com/content/14/8/1031)

5) Di Pauli F, Reindl M, Ehling R, et al. Smoking is a risk factor for early conversion to clinically definite multiple sclerosis. Mult Scler 2008 (Link:
6) Finkelstein J, Johns Hopkins University, Präsentation beim AAN Meeting in Seattle (Link: https://www.aan.com/PressRoom/Home/PressRelease/698)

7) Mikaeloff Y, Caridade G, Tardieu M, et al. Parental smoking at home and the risk of childhood-onset multiple sclerosis in children. Brain 2007; 130:2589-2595 (Link: http://brain.oxfordjournals.org/content/130/10/2589)