Der (neben Vitamin B12) wichtige Rest der B-Vitamin-Balance ist nicht direkt „Rocket Science“ – sondern erheblich komplizierter. Unstrittig ist, dass die B-Gruppe für eine normale Hirnfunktion von großer Bedeutung ist und auf chemischen Umwegen auch für den Fettstoffwechsel. Wühlt man sich indes auf der Suche nach einer konkreten Dosierungsempfehlung von vorn bis hinten durch MS-Literatur und –studien, hat man am Ende circa 52 verschiedene gut begründete Meinungen, die alle klingen wie die Wahrheit, aber nicht die Wahrheit sein können. Sonst würden sie sich ja nicht allesamt komplett widersprechen.

Die nachfolgende Spickliste gibt daher lediglich wieder, worin die jeweiligen B-Vitamine enthalten sind, darunter findet sich eine aus sämtlichen Quellen zusammengestoppelte „maximal“-Empfehlung bei nachgewiesenem Mangel – sowie vorab, hier, eine Warnung. Denn die unter „B“ zusammengefassten Vitamine arbeiten zusammen, aber auch gegeneinander, sobald das vom Körper gewünschte Gleichgewicht aus der Balance gerät. Dumm nur, dass keiner weiß, wie dieses gesunde oder wünschenswerte Verhältnis beim MS-Kranken aussieht, denn so sind wir Erkrankten auf „trial and error“ angewiesen. Dabei behalten wir aber dringend im Sinn: Sollten sich unter Einnahme verschiedener B’s Beschwerden verstärken (oder nicht die gewünschte Verbesserung eintreten), brechen wir das Zufüttern ab und fragen einen der 52 B-Ernährungsexperten. Ich bin keiner. Und so nehme ich nach abgeschlossener Recherche artig, wenn auch nicht vollständig glücklich mit der Lösung, mein B-Kombipräpratat (das so zusammengesetzt ist oder sein sollte, dass es zumindest nichts grob aus der Balance bringt) – und experimentiere vorsichtig weiter, entlang der folgenden Fragezeichenliste. Wer mit höheren Einzeldosen auf eigenes Risiko experimentiert, sollte sich indes dringend regelmäßig zum ärztlichen Lebercheck melden, denn auch wenn B-Vitamine nicht verschreibungspflichtig sind, können sie eben toxisch wirken – und Überdosen fiese Folgen haben.

Vitamin B1 (Thiamin) kommt vor in Sonnenblumenkernen, Nüssen, Pilzen, Hefe, Spinat, Thunfisch, Tomaten, Spargel, Bohnen, Kohl, naturbelassenem Getreide und Innereien. Der B1-Bedarf wird für Deutschland mit 1.0-1.3 mg/Tag angegeben, für z. B. Russland mit 3.0 mg/Tag.
Bei gesunder Ernährung (siehe echtes Getreide, Zucker, Fett) ist eine Ergänzung nicht erforderlich. MS-Kranke, die ihre landestypisch „normale“ mit Kohlehydraten und Zucker überfrachtete Ernährung beibehalten, sollten nach Ermittlung niedriger Laborwerte supplementieren.
Die angeblich „sichere“ Höchstdosis (bei Mangel) beträgt bis zu 100 mg/Tag. Mir erscheint das verwegen viel. Vorsicht ist überdies bei Überdsoierung gegenüber Vitamin B3 geboten, denn diese führt zu Rhagaden (eingerissenen Mundwinkeln). In dem Fall empfiehlt sich: reduzieren oder ganz absetzen.

Vitamin B2 (Riboflavin) kommt z. B. vor Mandeln, Fisch, Brokkoli und Spargel. Die angeblich sichere Höchstdosis von bis zu 200 mg/Tag erscheint mir abermals gewagt hoch angesetzt, aber eine B2-Ergänzung dürfte für Grünzeug-, Fisch- und Mandelesser wie uns ohnehin irrelevant sein.

Vitamin B3 (Niacin) kommt vor in Weizenkeimen, Pilzen, Innereien, Thunfisch, Lachs. Eine Überschreitung der maximal empfohlenen Höchstdosis von 35 mg/Tag könnte für die eigene Leber gefährlich werden, eine Supplementierung mit 15 mg/Tag erscheint ungefährlich. In Tierversuchen hat sich Niacin als wirkungsvoller Axon-Schutz erwiesen und ein Fortschreiten der degenerativen Prozesse verlangsamen können.

Vitamin B6 (Pyridoxid) kommt vor in Knoblauch, Thunfisch, Blumenkohl, Bananen, Sellerie, Kohl, Spargel, Brokkoli, Rosenkohl. Eine zusätzliche Dosierungsempfehlung zu finden, ist äußerst schwierig. Schon die in normalen B-Kombi-Präparaten enthaltenen 10 mg entsprechen dem 714fachen des Tagesbedarfs, die gelegentlich vorgeschlagenen 100 mg/Tag (rezeptfrei angeboten an jeder Ecke) erscheinen doch einigermaßen waghalsig. Es gilt: Richtig dosiert unterstützt B6 zwar die Produktion von Neurotransmittern, allerdings drohen bei Überdosierungen genau die Nervenschäden, die wir ja bereits haben.

(Fassung 3, Juli 2014, sb)