Im Schlepp der neuen „Parole Sonntagsbraten“ in Sachen Fleisch werfen wir auch die alte Parole „Freitag ist Fischtag“ über Bord und ersetzen den „Freitag“ durch vier Wochentage nach Wahl. Sollten Sie zu jenen MS-Erkrankten gehören, die keinen Fisch mögen, können Sie sich hoffentlich wenigstens zu Fischölkapseln durchringen, denn wenn Sie auch die ablehnen, entgeht Ihnen eine wichtige „verlaufsmodulierende“ Substanz fast vollständig.

Da wir unter dem Stichwort Fette ohnehin auf den Details herumreiten, sei es an dieser Stelle mit der Kurzfassung getan: Der entzündliche Prozess, der bei den meisten MS-Spielarten in Hirn und Rückenmark abläuft, ist Folge einer aus dem Gleichgewicht geratenen Immunantwort. Ein normales Immunsystem befindet sich diesbezüglich im feinen Gleichgewicht zwischen einer Antwort mit TH1-Helferzellen (Alarm!) und TH2-Helferzellen (Dämpfung bzw. keine Panik!), MS bedeutet: zu viel Alarm. Nun sind die Hauptbausteine der Substanzen, die das Immunsystem zur Formulierung seiner Antwort verwendet: Fettsäuren. Gesättigte Fette (tierische) und bestimmte Omega-6-Fettsäuren (pflanzliche) verschieben die Immunantwort tendenziell in Richtung Alarm, Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Leinöl, Hanföl) verschieben die Antwort in Richtung keine Panik. Kurz: Nach derzeitigem Wissensstand reduzieren Omega-3-Fettsäuren Entzündungen. Und Fische sind die beste Quelle für diese heilsam wirkenden Fette.

Welche Fische? Ernähren Sie sich möglichst wild. Nicht von Tilapia und Pangasius aus vietnamesischer Antibiotika-Haft. Sondern … selbst gefangen (na gut, das ist schwierig …). Oder bio. Jedenfalls nicht aus „Aqua-Zucht“, denn den positiven Keine-Panik-Effekt, die Fischfette auf das Immunsystem haben, machen wir vermutlich gleich wieder zunichte, wenn wir lebenslänglich zusammengepferchte und bis zu den Kiemen vollgedopte Strafgefangene essen.

Ob Sushi „geht“? Als Medizin, für uns? Weil doch die rohfischverrückten Japaner bis zum Auftauchen der ersten Fast-Food-Filialen im Lande überhaupt keine MS kannten? Ja. Dringend. Geht. Unbedingt. Sushi. Aber nicht unbedingt Unmengen Thunfisch, denn der ist nicht nur vom Aussterben bedroht, sondern enthält auch sehr viel entzündungsfördernde Arachidonsäure. Und vor dem Fisch den rohen Ingwer bitte nicht vergessen, denn der liegt nicht aus Verzierungsgründen dem Menü bei, sondern als Magen- und Darmschutz.

© SB/lsms/Ludwig Verlag, München 2015, 04/2015