Mehrere Studien aus Europa (Marrie et al. Neurology 2017) zeigen den ursächlichen Zusammenhang zwischen einem niedrigen 25 (OH) D-Spiegel und dem Risiko der Entwicklung von Multipler Sklerose. Die Autoren der oben genannten Studie ziehen folgende Schlussfolgerungen für die Behandlung und Prävention von Multipler Sklerose:
„Die Einnahme von Vitamin D bis zu sehr hohen Dosen ist selbst in der Schwangerschaft harmlos und kostengünstig. So kann der Verlauf und die Wahrscheinlichkeit einer MS-Entwicklung insbesondere bei Risikogruppen (Raucher, fettleibige Patienten) mit geringem Aufwand positiv beeinflusst werden.“
Verschiedenste Assoziationsstudien wurden in den letzten Jahren zum Vitamin D-Mangel veröffentlicht. Bereits 2010 konnte gezeigt werden, dass die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls um 12 % sank, wenn der Vitamin-D-Spiegel im Serum um 10 nmol/l erhöht wurde (Simpson 2010). Weiter wurde gezeigt, dass die MRT-Untersuchung bei MS-Patienten mit vorliegendem Vitamin D-Mangel, im Vergleich zu Vitamin D-Spiegeln im Normalbereich, mit vermehrt Gadolinum aufnehmenden Herden assoziiert ist. Woraus geschlossen wurde, dass Vitamin D eine antientzündliche Wirkung bei MS besitzt. Desweiteren wurden 5 vergleichbare Studien methodologisch ähnlichen Aufbaus in 5 verschiedenen Ländern durchgeführt, die den Vitamin D-Spiegel ins Verhältnis setzen zur Schubwahrscheinlichkeit. Analoge statistische Modelle ergaben die Reduktion von Rückfällen (MS-Schub) um 50 % bis zu 70 % (je nach Studie) bei einer Anhebung des 25[OH]D-Spiegels im Blut um 20 ng/ml.
Bemerkenswert an diesen Studien ist, dass sie ähnlich aufgebaut durchgeführt wurden (Kohortenstudien ähnlicher Größe und Dauer), mit gleichen statistischen Modellen arbeiteten, auf 3 verschiedenen Kontinenten mit verschiedenem Klima, mit Jugendlichen und Erwachsenen mit akut entzündlichen Formen der MS, mit oder ohne Basistherapie und mit oder ohne Vitamin D-Supplementation. Die Tatsache, dass derart verschiedene Kontexte ein quasi gleiches Bild ergeben, zeigt sehr gut den “Vitamin D-Effekt” (Pierrot 2017).
Darüber hinaus zeigte eine aktuelle Studie mit MS-Patienten aus Deutschland (Miclea A. 2017) eine Kompensation von saisonalen Vitamin-D-Defiziten und gleichzeitig eine Modulation des saisonalen Auftretens von Rezidiven durch Supplementierung von Vitamin D. Diese Daten belegen eine reduzierte Entzündungsaktivität, insbesondere in den späten Wintermonaten und im Frühjahr, durch die Verabreichung von Vitamin D.
Sicherlich ist heute nicht alles über den Einfluss des Vitamin D bei MS bekannt. Allerdings ist es evident, dass der Beachtung des Vitamin D-Spiegels in der Behandlung eine entscheidende Rolle zukommt. Es bleiben Chancen ungenutzt und es werden unnötige Risiken eingegangen, wenn nicht schon heute der Messung und Optimierung des Vitamin D-Spiegels in der MS-Behandlung Priorität eingeräumt wird (Pierrot-D. 2013; Marrie Neurology 2017).Ferner ist zu bedenken, dass der Einfluss von Vitamin D auf unseren Körper weit über die Bedeutung für das Krankheitsbild der Multiplen Sklerose hinausgeht. Dies wiederum hat eine besondere Relevanz für das Auftreten der bekannten Begleiterkrankungen der Multiplen Sklerose, wie Bluthochdruck, Depression, Fettstoffwechselstörungen und Migräne (Horton 2010).
Das Faktenblatt Vitamin D und MS kann hier heruntergeladen werden »
Version: Life-SMS 5.5.2019, Referenzen siehe Faktenblatt.