Qi = Energie, Gong= Arbeit, Übung, Kunstfertigkeit. Qi Gong ist neben Kräuterheilkunde und Akupunktur Teil der Chinesischen Medizin. Die meisten Arten von Qi Gong werden mit Bewegung ausgeführt. Es gibt unzählige verschiedene Formen (z. B. „Die 18 harmonischen Figuren“, „Spiel der Tiere“, „Die 15 Ausdrucksformen“, „Kranich-Qigong“ …) Diese Form des Qi Gong werden die meisten irgendwo schon gesehen haben: Es sind langsame Bewegungen vorwiegend im Stehen. Stilles Qi Gong wiederum ist vorwiegend ohne Bewegung. Jeder muss die Art von Qi Gong, die ihm liegt, selber herausfinden.

Das Qi fließt im Menschen durch die Meridiane, die Energieleitbahnen. Es gibt 12 Hauptmeridiane, 8 Nebenmeridiane und zahlreiche Hilfsmeridiane. Die Meridiane sind untereinander verbunden. Viele verlaufen im Körper, viele jedoch unter der Hautoberfläche. Auf den Meridianen befinden sich Energie- oder Akupunkturpunkte. Die Punkte im Inneren des Körpers kann man von außen nicht erreichen. Das geht nur mit der Vorstellungskraft, also z. B. durch Qi Gong. Die äußeren Punkte kann man behandeln, um den Energiefluss entsprechend zu sedieren oder zu tonisieren bzw. um Blockaden zu lösen. Das Behandeln kann geschehen durch Akupressur, Drücken, durch Akupunktur, Stechen oder durch Moxabehandlung. Moxa ist gepresstes Beifußkraut, welches angezündet und über dem Punkt gekreist wird.

Man vermutet, dass stagnierendes Qi, ähnlich wie stehendes Wasser, Krankheiten auslöst. Man kann sich die Meridiane wie Flussläufe vorstellen, die ständig gewartet werden müssen, damit Unrat sie nicht verstopft. Qi kann man normalerweise nicht sehen, aber die Wirkung von Qi ist teilweise wissenschaftlich messbar. Man kann durch das Üben jedoch ein Gefühl für Qi entwickeln. Meistens macht es sich durch Wärme, Kribbeln, Kühle oder ein fließendes Gefühl bemerkbar. Qi besitzt eine ähnliche Konsistenz wie Sonnenlicht oder Wind. Wir können diese Kräfte nicht anfassen oder festhalten, sie jedoch erfahren. Qi ist auf japanisch „Ki“ und auf indisch „Prana“.

Das Stille Qi Gong wird vorwiegend im Sitzen auf Stühlen ausgeübt. Mittels der Vorstellungskraft leitet man das Qi auf bestimmten Bahnen und zu bestimmten Punkten im Körper. Ein Beispiel wäre der „Kleine Himmlische Energiekreislauf“, welcher durch 9 Punkte am Oberkörper festgelegt wird. Gedanklich geht man sanft vom einem Punkt zum anderen, vom Unterbauch die Wirbelsäule hinauf, über den Kopf und am Vorderkörper wieder hinunter zum Unterbauch.

Eine andere Übung ist die „Pflege des Qi“ bei der man sich auf den Unterbauch konzentriert bis man etwas empfindet. Dann lässt man die Gedanken los und das Qi verteilt sich frei im Körper. Zum Schluss sammelt man es wieder in den Unterbauch. Alle Übungen werden in einem entspannten Zustand durchgeführt.

Körperliche Wirkungen von Qi Gong Übungen sind teilweise messbar: der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck wird gesenkt. Das Cholesterin reguliert sich, Blutgefäße erweitern sich, so dass mehr Blut transportiert wird. Dadurch steigt auch die Blutversorgung im Gehirn. Endorphine werden ausgeschüttet, während Stresshormone abnehmen. Die Bauchatmung wirkt wie Massage auf die Organe, so dass sich z.B. auch die Verdauung regulieren kann. Langfristig wirkt sich das Üben von Qi Gong auch auf die Biofaktoren des Alterns günstig aus, wie z.B. neben den oben genannten Dingen, verbessert sich das Sehen, das Hören, die Hautelastizität, die Knochendichte (mir hat einmal eine Patientin erzählt, dass sie durch Qi Gong ihre Knochendichte erhöht und somit die Osteoporose verbessert hat), Kraft und Immunsystem. Letztlich wird man neben all den positiven körperlichen Auswirkungen auch gelassener. Natürlich muss man hierzu fleissig üben, das heißt täglich oder zumindest regelmässig. Jetzt empfehle ich zusätzlich, sich einen guten TCM-Arzt zu suchen und die chinesischen Kräuter in Dekoktform (Abkochung) einzunehmen.

Website der Autorin: www.ivonne-radtke.de


Literatur:
Friedl, Dr. Fritz: „Das Gesetz der Balance“
Jochum, Inka: „Nie mehr müde“ (beinhaltet u.a. Die 6 Heilenden Laute) / „Das AugenHeilBuch“, „Das KnieHeilbuch“ / „Das RückenHeilbuch“ / „Hilfe bei Angst“ / „Neue Lebensenergie“ (5 Übungen aus dem Stillen Qi Gong); hierzu gibt es das Hörbuch, auf dem sich auch diverse Basisübungen mit Musik und Ansage befinden (Homepage)
Li Zhi Chang: „Mit dem Herzen lächeln“ / „Setz dich hin und tue nichts“
Olvedi, Ulli: „Das Stille Qi Gong“ (geschichtlicher Hintergrund, Basiswissen, Übungen)
Pongratz, Joachim: „Qi Gong im Alltag“ (Basiswissen, Übungen)
Sebkova-Thaller, Zuzana: „Ich breite mein Lächeln aus – Qigong und MS“ (Homepage)