Enzymfunktion und Stoffwechsel

Zink gehört zu den essenziellen Mikronährstoffen und ist als Coenzym Bestandteil von über 200 Enzymsystemen. Es ist daher neben unzähliger anderer Funktionen Zink-abhängiger Enzyme sozusagen „mission critical“ für die zelluläre Energieproduktion, den Stoffwechsel von  Proteinen, Fetten und Kohlehydraten, die Aminosäuresynthese, den Knochenstoffwechsel und vor allem den Gehirnstoffwechsel. Auch bei neurologischen Signalwegen spielt es eine entscheidende Rolle, möglicherweise wirkt es sogar direkt als Neurotransmitter. Unausgeglichene Zinkkonzentrationen im Gehirn werden bei Patienten mit Hirnerkrankungen, eingeschlossen Morbus Alzheimer [Brewer 2014], beobachtet. Offenbar spielt Zink eine Schlüsselrolle dabei, das Gehirn gesund zu erhalten. Von besonderem Interesse ist zudem, dass Zink – zumindest im Tierversuch [Yong 2008] – die Blut-Hirn-Schranke für das generell neurotoxische Aluminium schließt. Die Umweltbelastung durch Aluminium und die daraus folgende Toxizität für das Gehirn [Yokel 2000] ist ein weiterer Risikofaktor, der über eine ausreichende Zinkversorgung reduziert werden könnte.

Antioxidative Wirkung

Zink ist, wie auch Kupfer und Mangan, ein essentieller mineralischer Anteil des Enzyms Superoxiddismutase (SOD). SOD ist eine der stärksten körpereigenen Substanzen für den Zellschutz. Seine Schutzwirkung beruht auf der Funktion als Radikalfänger (Scavanger) für Superoxid-Radikale, die insbesondere die Gewebe der Gelenke und der Augen schädigen.

Immunsystem

Zink besitzt in Bezug auf das Immunsystem die Rolle des wichtigsten Nährstoffes. Ein Mangel schwächt das Immunsystem immens. Praktisch jede Facette des Immungeschehens, u.a. die Thymusfunktion sowie die Produktion und Aktivität von weißen Blutkörperchen (T-Lymphozyten), hängt von einer ausreichenden Zinkversorgung ab. Zink hat darüber hinaus direkte antivirale Eigenschaften, was gegebenenfalls wichtig für die MS-relevante Belastung des Körpers mit EBV- und JVC-Viren sein könnte.
Ein weiterer beachtenswerter Punkt ist die Wirkung Zinks auf die Funktion des Darmimmunsystems. Wird ein reduzierter Wert des SIgA-Wertes (Sekretorisches Immunglobulin A) in der Darmflora gemessen, kann dies unterstützend über die Gabe von ausreichend Zink behandelt werden. Dauerhaft zu niedrige SIgA-Werte deuten auf eine verminderte Aktivität der Darmschleimhaut und eine erhöhte Durchlässigkeit („Leaky gut“) hin. Gerade bei Autoimmunerkrankungen (wie MS) ist die Wiederherstellung einer entzündungsdämpfenden bzw. schützenden und „dichten“ Darmflora somit ein möglicher Schlüssel in der Behandlung.

Weitere gesundheitsrelevante Wirkungen

Eine ausführliche Darstellung würde hier den Rahmen sprengen, aber stellvertretend seien erwähnt: Hautgesundheit, Einfluss auf die Reproduktionshormone (Testosteronniveau bei Männern), Prostatafunktion, Sehkraft, Mentalfunktionen, Wachstum und Entwicklung sowie das Blutzuckergleichgewicht.

Folgerungen (nicht nur) für MS-Betroffene

Ein Zinkmangel ist unbedingt zu vermeiden und durch geeignete Ernährung oder Supplementation auszugleichen. MS-Betroffene weisen dabei im Durchschnitt keinen stärkeren Zinkmangel als andere Bevölkerungsgruppen aus [Sedighi 2013], aber in Deutschland geht man je nach Literatur-Quelle bei 25-50% der Bevölkerung von einem Zinkmangel aus. Der Ziellaborwert (Referenzbereich) für den Blutserumspiegel liegt zwischen 650- 1500 µg/l (Quelle: Labor Dr. med. Kirkhamm, Mainz).

Natürliche Zinkquellen

Zink findet sich in größeren Mengen unter anderem in Austern, Muscheln, Garnelen, Kürbiskernen, Haferflocken, Sonnenblumenkernen, Rindfleisch, Nüssen, Erbsen und Vollkornprodukten.

Bedarf und Dosierung

Der Zinkbedarf wird in der Europäischen RDA-Richtlinie (Recommended Daily Allowance) mit mindestens 10 mg/Tag angegeben. Dieser Wert ist als absolutes Minimum anzusehen. Das beste Vorgehen ist zunächst eine Messung des Blutserumspiegels durch den behandelnden Arzt und danach eine entsprechende Ernährungsanpassung oder Supplementierung sofern ein Mangel oder das Risiko eines Mangels vorliegt. Zink-Supplemente sollten in Dosen zwischen 10 – maximal 50 mg/Tag eingenommen werden und zwar nach den Hauptmahlzeiten. Bei nüchterner Einnahme können selbst moderate Zinkdosen Übelkeit hervorrufen.

Kontraindikationen / Toxidität

Eine Langzeiteinnahme von mehr als 100 mg Zink pro Tag kann immunsuppressiv wirken, zu Schäden der Magenschleimhaut führen und HDL (High Density Lipoprotein; gutes Cholesterin) reduzieren und damit das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Patienten mit Magen- oder Duodenumgeschwüren (Zwölffingerdarm) sollten Zinkpräparate nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt einnehmen. Hohe Zinkdosen können zudem die Kupfer- und Eisenaufnahme behindern. Werden Warfarine (Antikoagulationsmedikamente), Amiloride (Diuretika) oder bestimmte Antibiotika eingesetzt, sollte auf eine Gabe von zusätzlichem Zink verzichtet werden.

Version: Life-SMS 27.6.2014